Hochzeitstorte (Teil 1) – Die Entstehungsgeschichte
Ich habe mich dieses Jahr getraut. So mit Standesamt, weißem Kleid, Brautstrauß und stattlichem Bräutigam.
Als er mir im vergangenen Dezember den Antrag machte, stand für mich schnell fest: die Torte mache ich selbst. Man hat ja als Braut sonst nichts zu tun. Und so begann mein mehrere-Monate-Mammut-Backprojekt.
In diesem und in den folgenden Artikeln möchte ich euch etwas über meine ganz persönliche Hochzeitstortenreise erzählen. Das hier ist sicherlich kein Hochzeitstorten-Tutorial. Vielmehr möchte ich euch am Entstehungsprozess meiner Torte teilhaben lassen. Vielleicht inspiriere ich ja auch die ein oder andere zukünftige Braut dazu, ihre Torte selbst in die Hand zu nehmen und aber die Sache doch Profis zu überlassen. Denn eins steht fest: man muss schon ziemlich verrückt sein, die eigene Hochzeitstorte zu backen.
Die Torte
Diese dreistöckige Torte habe ich am 16.08.2014 meinen Hochzeitsgästen vorgesetzt. Sie war Dreistöckig und nach ca. 45 Minuten waren ALLE Stücke an die hungrige Meute verteilt.
Folgendes steckte in der Torte drin:
Zitronenkuchen gefüllt mit Orangenmarmelade
Schokoladenkuchen gefüllt mit Aprikosenmarmelade
Eierlikörkuchen gefüllt mit Erdbeermarmelade
Jede Kuchenetage wurde mit einer Ganache aus Zartbitterschokolade eingestrichen und mit weißem Fondant überzogen.
Aber nun der Reihe nach …
Die Kuchenböden
Am Anfang habe ich erst einmal viel geguckt. Zum einen habe ich tolle Torten auf Pinterest bestaunt. Zum anderen nach Feierabend Stunden bei youtube verbracht und mir Torten-Tutorials angeschaut. Der gedankliche Gestaltungsprozess war damit angestoßen.
Ich wusste, dass meine Torte drei Etagen haben sollte. Jede sollte ihren eigenen Geschmack bekommen. Und damit war der Startschuss für das Kuchenboden-Probebacken gefallen. Die Kuchen mussten geschmacklich absolut überzeugen und gleichzeitig richtig stabil sein, da ich auf keinen Fall Statikprobleme riskieren wollte. Nach einigem ausprobieren hatte ich mich für Eierlikörkuchen als Basis, einen Schokoladenkuchen in der Mitte und einen Zitronen-Buttermilchkuchen als oberste Ebene entschieden. Die Rezepte für den Eierlikör und Schokoladenkuchen habe ich bei Monika gefunden. Bei ihr auf dem Blog findet man darüber hinaus jede Menge wertvoller Tipps für das Backen mehrstöckiger Torten. Die Idee für den Zitronenkuchen fand ich auf youtube, allerdings habe ich das Rezept umfangreich an den deutschen Geschmack (weniger süß) angepasst. Die Kuchenteige standen also relativ schnell fest.
Die Füllung
Der nächste Schritt war die Füllung. Hier habe ich einiges ausprobiert: amerikanische Buttercreme, deutsche Buttercreme, Sauerkirschen und Himbeersahne. Jede Füllung hatte ihre Vorteile. Aber ich hatte Angst. Angst vor hohen Temperaturen im August, die meine Buttercreme in die Knie zwingen würden und auch Angst vor einer üppig und lecker gefüllten Torte, die durch die weiche Füllung Probleme beim Zusammenbau verursachen würde.
Ich wollte auf keinen Fall einen schiefen Turm von Pisa präsentieren und deshalb entschied ich mich dazu, die Tortenböden einzig und allein mit Marmelade zu füllen. Ich erhoffte mir dadurch fruchtige und gleichzeitig stabile Torten (der Plan ist am Ende auch aufgegangen).
Wenn man sich für etwas einfaches oder weniger raffiniertes entscheidet, dann müssen die Geschmackskombinationen sitzen. Also fing das Testen wieder an. Am Ende kombinierte ich Eierlikörkuchen mit Erdbeermarmelade, Schokoladenkuchen mit Aprikosenmarmelade und Zitronenkuchen mit Orangenmarmelade. Die Marmeladen habe ich gekauft und dabei auf hochwertige Produkte geachtet, die ich auch gerne auf mein Brot streiche. Trotz all dem Testen muss ich sagen, dass ich kurz vor knapp noch letzte Änderungen vorgenommen habe. So sollte der Zitronenkuchen eigentlich mit Lemon Curd gefüllt werden. Da mir das aber in Kombination einfach zu süß war, habe ich dann doch Orangenmarmelade verwendet, was am Ende eine gute Entscheidung war.
Der Crumb Coat
Am Anfang war ich unentschlossen, ob meine Torte von außen mit Buttercreme bestrichen oder mit Fondant überzogen sein soll. Ich habe dann eine Tortenprobe mit amerikanischer Buttercreme gemacht und festgestellt, dass ich Buttercreme total eklig finde. Danach war klar, dass es eine Torte mit Fondant wird. Nur mit was darunter? Die geschnittenen und gefüllten Tortenböden müssen mit einer Masse eingestrichen werden, die Krümel bindet und Unebenheiten ausgleicht. Ansonsten kann man mit dem Fondant kein makelloses Finish erzielen.
Bei Monika bin ich auf die Möglichkeit gestoßen, eine die Torten mit Ganache einzustreichen. Von der Idee war ich sofort begeistert. Wer mag es nicht, wenn sein Tortenstück von einer dünnen Schicht Ganache überzogen ist. Mit ein wenig Übung bekommt man den Ganache-Überzug auch so glatt hin, dass er eine gute Unterlage für den Fondant ist.
Der äußere Aufzug
Bei der äußeren Gestaltung der Torte war ich am unentschlossensten. Ich konnte mich einfach nicht entscheiden. Grafische Elemente, Zuckerblumen, viel oder wenig Farbe, viel weiß…?
Ich habe mich letztendlich auf meinen Verstand besonnen. Die Dekoration der Torte musste innerhalb eines Abends fertigzustellen sein, da mir klar war, dass ich mich in den Tagen vor der Hochzeit nicht nur um die Torte kümmern kann. Außerdem hatte ich noch keine Erfahrung mit Motivtorten und wollte nicht am Ende mit einer gut gewollten aber stümperisch ausgeführten Torte dastehen.
Deshalb habe ich mich für ein einfaches, klares und farblich zur Dekoration passendes Design entschieden. Ich habe Fondant in lila und blau gekauft und von jeder Farbe durch Beimischen von weißem Fondant drei Farbnuancen gemischt. Anschließend habe ich kleine Kreise ausgestochen und diese diagonal verlaufend auf die Torte geklebt. Dabei habe ich durch die Farbnuancen einen Farbverlauf von dunkel zu hell erzeugt.
Damit das Ganze nicht zu schlicht aussah, habe ich essbaren Glitter in blau und lila gekauft und die Kreise damit großzügig bestäubt. Auf dem Bild kommt der Glitzereffekt leider nicht gut rüber. Aber in Realität hat die Torte wunderbar gefunkelt.
Cake Topper
Beim Cake Topper ist mir am Ende dann wirklich die Zeit davon gelaufen. Eigentlich wollte ich einen schönen Topper bestellen. Bei Dawanda gibt es wirklich nette Angebote. Am Ende war die Zeit dafür aber zu knapp und ich musste gezwungenermaßen ein DIY daraus machen.
Eine Freundin hatte uns zur Dekoration eine Wimpelkette aus Stoff genäht, auf der Just Married drauf steht. Die Idee der Wimpelkette habe ich dann schnell aufgegriffen. Mit zwei Holzstäbchen, einem Band und etwas Transaparentpapier habe ich dann eine Miniatur-Wimpelkette gebastelt und M+B (für Mercedes + Björn) darauf geschrieben.
Dafür, dass ich den Cake Topper wirklich am Abend vor der Trauung gebastelt habe, ist er doch echt gut geworden, oder?
Abschließende Worte
Bestandteile der Torte habe ich in den Monaten vor der Hochzeit zahlreiche Male ausprobiert. Für die gesamte Torte habe ich ca. einen Monat vor der Hochzeit eine Generalprobe abgehalten. Das heißt, ich habe alle Böden gebacken, gefüllt und gestapelt und die Torte anschließend auch dekoriert. Allerdings habe ich sie da etwas kleiner gestaltet (jede Ebene hatte drei statt vier Lagen), damit ich weniger Material verbrauche.
Als es dann eine Woche vor der Hochzeit ernst wurde, habe ich die Torte Schritt für Schritt vorbereitet. Ich hatte das vorher ganz genau geplant und auch aufgeschrieben, wann ich was mache. Die Böden habe ich eine Woche vorher gebacken und eingefroren. Ich stelle eigentlich alles am liebsten frisch her, aber mir war einfach klar, dass das in diesem Fall zeitlich nicht drin ist. Die geschmacklichen Einbüßen durch das Einfrieren (und langsame(!) auftauen) sind kaum wahrnehmbar.
Mein Mann hat mich beim Zusammenbau und bei der Dekoration super unterstützt. Wir haben das an einem Abend zwei Tage vor der Trauung gemacht. Das Dekorieren hat aber auch bis zwei Uhr Nachts gedauert.
Meine Zeitplanung ist am Ende wirklich gut aufgegangen. Es gab nur eine Kleinigkeit, die ich nicht vollständig durchdacht hatte: den Transport der Torte zur Lokation und die dortige Lagerung. Beim Transport hatte ich Glück. Wir hatten einen großen Karton, in dem wir die zusammengebaute Torte sicher transportieren konnten. Allerdings passte die Torte dann nicht in die Kühlschränke vor Ort (wer denkt auch an soetwas?). Aber auch hier hatte ich Glück im Unglück. An unserem Hochzeitstag waren es in Dortmund beschauliche 19 °C. Die Torte, welche die Nacht über im Kühlschrank bei uns zu Hause verbracht hatte, konnte ohne Probleme bis zum Anschneiden draußen gelagert werden. Puh.
Es war sehr anstrengend die Torte selbst zu machen. Die Vorbereitung hat viel Zeit in Anspruch genommen und ich habe auch viel Geld für das ganze Ausprobieren ausgegeben. Was Zeit und Geld angeht macht es durchaus Sinn, eine Torte vom Profi zu ordern – auch wenn diese zunächst sehr teuer erscheinen. Aber wenn ihr erst einmal eine solche Torte selbst hergestellt habt, dann versteht ihr die Preisgestaltung.
Warum habe ich mir den Stress dann angetan und die Torte selbst gemacht?
Ganz ernsthaft: es ging hier um meine Backeifer-Ehre! Außerdem hat mir diese große Herausforderung echt Spaß gemacht. Unsere Gäste waren am Ende total gespannt auf das Endresultat.
Als ich dann am Tag der Hochzeit irgendwann kurz vor 24 Uhr die Torte mit meinem Mann angeschnitten habe, war das ein ganz besonderer Moment. Die Tortenstücke wurden uns dann förmlich aus der Hand gerissen. Als ich eine Stunde nach Anschneiden nur noch Kuchenkrümel vorfand, war ich total glücklich, dass die Torte so gut angekommen ist.
Wie man so eine Torte schneidet habe ich mir bei youtube angeschaut. Mit der Technik werden die Stücke schön gleichmäßig.
In den nächsten Tagen werde ich zwei ergänzende Artikel zur Erstellung der Torte mit einigen veranschaulichenden Bildern veröffentlichen.
Sandra Gu
10. November 2014 @ 13:51
Erstmal HERZLICHEN GLÜCKWUNSCH!
Eine wirklich tolle Torte hast Du da gezaubert und Hut ab, ich kann mir vorstellen, wie anstrengend das gewesen sein muss!
Mercedes
12. November 2014 @ 12:47
Hallo,
vielen Dank für die Glückwünsche. Es freut mich sehr, dass dir die Torte gefällt.
Wie mit allen großen Projekten ist es auch bei dieser Torte so gewesen: mit der Zeit vergisst man, wie aufwendig und stressig das Ganze war.
Liebe Grüße
Mercedes
Mercedes
19. November 2014 @ 23:38
Hallo,
vielen Dank für die Glückwünsche.
Es freut mich total, dass dir dir Torte gefällt.
Liebe Grüße
Mercedes
Selbstgemachter Schokoladenpudding mit Sesamkrokant
27. Januar 2016 @ 04:34
[…] arbeite derzeit an einem großen Backprojekt. Mein ganz persönliches Projekt der Superlative. Wenn alles gut geht, dann werde ich euch Ende […]